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Wahlrecht

WORTE AUF DEN WEG / WORTE FÜR DEN TAG von Generalsuperintendent Kristóf Bálint

Wer die Wahl hat, hat die Qual. So denke ich immer bei der Suche nach der richtigen Eis-Sorte. So denken heute auch viele Jugendliche, die nicht so recht wissen, was sie studieren oder für welche Ausbildungsplatz sie sich bewerben sollen. Sie fragen sich: Wo habe ich in Zukunft einen sicheren Arbeitsplatz? Die Qual der Wahl haben wir dieses Jahr auch: Europa-, Kommunal- und Landtagswahlen stehen an und damit die Frage: Wen soll ich wählen? Es geht ja auch um uns und die Zukunft. Für Unzufriedene liegt scheinbar nahe, die zu wählen, die noch nicht beweisen mussten, dass sie es können. Von denen man hofft, dass sie es anders und besser machen. Doch gilt das auch für Parteien, die unsere hart erkämpfte Demokratie de facto wieder abschaffen wollen? Die zehn Kilometer vom Ort der Planung des Holocaust entfernt schon wieder neue Deportationspläne schmieden, die menschenverachtend reden und anderen hier das Existenzrecht absprechen?
Im Chemieunterricht habe ich gelernt, dass Experimente, deren Ende unabsehbar ist, nicht gemacht werden. Weil Sicherheit vorgeht.
In den letzten Monaten haben wir erlebt, was notwendig ist. Uns für bestimmte Ziele und den Diskurs darüber einsetzen. Debatten gestalten, gemeinsam um den besten Weg streiten. Aber bitte mit denen, die auf dem Boden unseres Grundgesetzes stehen. Dabei darf es durchaus kontrovers zugehen, vielleicht auch hitzig. Aber in der Sache klar: niemanden ausgrenzen, deportieren, polarisieren. Auch nicht mit Worten.
In einem weniger bekannten Buch der Bibel, bei Jesus Sirach, stehen diese Verse: 14Er hat im Anfang den Menschen geschaffen und ihm die Wahl gelassen: 15Wenn du willst, so kannst du die Gebote halten und in rechter Treue tun, was G'TT gefällt.
Für mich ist hier das Gebot der Nächstenliebe gemeint. Wir wären soviel ärmer ohne die sogenannten Fremden. Jeder, der Sushi, Döner, Kaffee oder Baklava liebt, weiß das. Unser Gesundheitssystem, die vielfältige Kultur, unsere IT, so Vieles liefe gar nicht mehr, wenn sie nicht mit uns lebten. Natürlich gibt es auch Reibung, aber die erzeugt bekanntlich Wärme und davon gibt es in unserer Gesellschaft zu wenig.