Geschenkt

Na, haben Sie schon Ihre Weihnachtsgeschenke zusammen? Also für mich ist das jedes Jahr aufs Neue ein ziemlicher Kraftakt. Originell sollen sie sein, nicht zu teuer, nicht zu billig, wenn schon nicht selbstgemacht, dann doch wenigstens liebevoll verpackt, mit persönlicher Note, aber auch wieder nicht so persönlich, dass der Mensch, den ich beschenke, den Eindruck hat, ich wolle vor allem mir selber eine Freude machen...
Gar nicht so einfach, das Ganze. Geschenke besorgen ist Arbeit, oft sogar Stress.
Aber es ist auch eine Lust! Schenken und Beschenkt-Werden - ich möchte auf keinen Fall drauf verzichten! Es gibt ja Leute, die sich verabreden: „Wir schenken uns gegenseitig nichts mehr zu Weihnachten. Klar, die Kinder kriegen was, aber wir sind aus dem Alter raus. Wir haben ja alles!“ Ich für mich finde: auch erwachsene Menschen können einander beschenken. Es geht dabei nicht darum, viel Geld auszugeben: ein kleines Geschenk von Herzen ist viel besser als groß und teuer... Aber Schenken und Beschenkt-Werden - das gehört einfach dazu. Das erinnert uns nämlich daran, dass wir uns zwar vieles selber kaufen können, selber erarbeiten, selber erkämpfen, selber erwirtschaften... – dass wir aber im Wesentlichen von Geschenken leben. Ich meine die anderen: Liebe und Vertrauen, Vergebung und Freundschaft – all das ist doch geschenkt. Wenn’s erkauft wäre, was sollten wir dann damit anfangen? Ich denke, daran soll die ganze Schenkerei zu Weihnachten letztendlich erinnern: Dass wir von Geschenken leben! Schließlich ist der Auslöser für dieses Fest das große Geschenk, dass Gott uns gemacht hat: dass er Mensch geworden ist – einer von uns, einer für uns. Und wie und was soll man nun schenken? Joachim Ringelnatz hat es so formuliert:
 
Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei,
Was in dir wohnt
An Meinung, Geschmack und Humor,
So dass die eigene Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.
Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
dass dein Geschenk
Du selber bist.

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