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Barmherzigkeit Gottes

Wort des Bischofs vom 13. April 2024

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
in der Kirche hat jeder Sonntag hat einen Namen, die Sonntage nach Ostern klingen besonders schön: Sie handeln alle vom Leben. Es sind lateinische Namen: Jubilate – jubelt. Kantate – singt. Rogate – betet. Was so zum Leben gehört. Der morgige Sonntag passt besonders gut in unsere Zeit. Er heißt: Misericordias Domini – Barmherzigkeit Gottes. Kein Wort, das irgendwie modern wäre, aber aktuell ist es doch. Trifft jeden irgendwann. Wer wüsste nicht, wie schwer es ist, gerade in unserer optimierten Gesellschaft barmherzig mit sich selbst zu sein! Und ist es nicht viel leichter sich zu empören, als ein weites Herz zu haben? Ach ja.

Barmherzigkeit – oder, wenn wir das lateinische Wort misericordia ganz wörtlich nehmen: ein Herz für Unglückliche – ist ja das Kennzeichen Gottes schlechthin, seine Haupteigenschaft. Ein Herz haben – so ließe es sich wieder geben, ein Herz haben für die, die nicht auf der Sonnenseite stehen, die – meist ohne jedes eigene Zutun – in die Armut geschliddert sind. Und die das oft nicht zeigen mögen, weil sie Armut und Bedürftigkeit als beschämend erleben. Wir haben in dieser Woche als erste Landeskirche einen Armutsbeauftragten berufen, Thomas De Vachroi. Seit vielen Jahren sorgt er mit Herz und Verstand im Bezirk Neukölln und weit darüber hinaus dafür, dass Armut eine Stimme hat in dieser Stadt, in diesem Land, dass die Menschen gesehen und gehört werden -, dass wir, dass diese Gesellschaft ein Herz hat. Das zeichnet ja uns Menschen aus, dass wir barmherzig sein können.

Bezeichnenderweise hat der Sonntag seit alters her einen zweiten Namen: Sonntag vom guten Hirten. Gemeint ist damit Gott, der, von dem ich hoffe, dass er alles zusammenhält, alle und eben auch uns. Ich gebe zu, ich muss bei diesem anderen Namen – vom guten Hirten – an den Namen alter Wirtschaften denken, die früher gerne mal gegenüber der Kirche lagen. Kneipe zum guten Hirten. So gab es also erst die Nahrung für die Seele in der Kirche und dann die Nahrung für den Leib vis a vis. Gar nicht so verkehrt das.
Zur Nahrung, also zu dem, was wir Menschen brauchen, gehört neben Essen und Trinken, auch das gute Wort. Überhaupt die Worte, gibt es hier wie dort. Dass wir sie uns geben und gönnen, dass wir auch streiten, aber dabei doch immer ein Herz haben und behalten, dass wir mit unseren Worten Menschen achten und ihnen auch mit unseren Worten Würde geben, das macht uns Menschen aus. Wo es so ist, will man einkehren. Ein guter Plan für morgen vielleicht? Ein notwendiger Plan für unsere Gesellschaft in jedem Fall! Ein Herz für gute Worte wünsche ich Ihnen – und einen gesegneten Sonntag!




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